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13 Marburger Treppen Tafeln

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Die Marburger Treppenwitze


1812 erschien das Buch „Marburger Treppenwitze. Kommentiert und herausgegeben von Th. G. Laupher
mit einem erläuternden Vorwort von Wilhelm Grimm
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In diesem Haus wohnte von 1798 bis 1822 der Sprachforscher und Witzesammler Thoınasius Gotthilf Laupher. Er war ein guter Freund der Gebrüder Grimm, die in unmittelbarer Nachbarschaft, Ecke Barfüßergasse, wohnten. Th. G. Laupher trug nicht unwesentlich zum Wörterbuch der Brüder Grimm bei. So sind die dort verzeichneten Begriffe „aberling, bärníx und nuxig“ nachweislich auf Th. Gotthilf Laupher zurückzuführen. Lanphers Hauptbeschäftigung aber war das Sammeln von Witzen. Täglich hörte er den Menschen beim Erzählen von Witzen zu, notierte und kommentierte das Erlauschte. Er beobachtete von seinem Garten aus, wie die Menschen sich beim Hochsteigen der Treppen Witze erzählten und beim späteren Heruntersteigen über die Witze lachten.
Diese Verzögerung der Pointe fand sein besonderes Interesse. Er entdeckte, dass sich für diese „Treppeııwitze“ nicht alle Witze eigneten, nur bestimmte, oft ganz banale Witze lösten die Verzögerung der verstandenen Pointe aus. Die Sammlung dieser Treppenwitze veröffentlichte er 1812 in seinem Buch „Marburger Treppenwitze. Kommentiert und herausgegeben von Th. G. Laupher mit einem erläuternden Vorwort von Wilhelm Grimm“, das schlagartig zum Standardbuch aller Witzsammler wurde.

Nach seinem Tod 1845 sichtete man sein Witzarchiv und fand über 5.400 aufgezeichnete und zum Teil sehr ausführlich kommentierte Witze. Sigmund Freud würdigte diese Sammlung in einem Vorwort zu seinem 1912 erschienen Buch „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“ mit der Bemerkung: „der Marburger Witzesammler Th. G. Laupher erfasste genau, worum es sich bei einem Witz handelt. Es geht hierbei nicht nur um einen kurzen Lacher, es sind in jedem Witz vielfältige Formen von Unbewusstem erhalten, gerade in dem verzögerten Verstehen der Pointe eines Treppeııwitzes.“

Literatur:

Sigmund Freud, Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten, Frankfurt a.M. 1958.
Liesel Ernst, Über das Sammeln von Witzen, München 1964.