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Die Elefanten von Kröte

bei Waddeweitz und Dickfeitzen im Bezirk Lüchow im niedersächsischen Wendland

Wie die Elefanten nach Kröte kamen


Im Jahre 1527 erreichte, nach langen Vorverhandlungen, eine Delegation des chinesischen Kaisers endlich Rom. Der seit Jahrhunderten bestehende, seit neuestem immer mehr anwachsende Handel zwischen dem Christlichen Abendland und dem Reiche der Mitte, sollte auf eine neue sichere Rechtsbasis gestellt werden. Zur gleichen Zeit ging es auch um die Herrschaft über die gesamte Welt.

Beide Herrscher, der Papst wie der Kaiser von China, sahen sich als die jeweils einzigen natürlichen Weltenherrscher an. Die globale Macht war jedem einzelnen von ihnen gegeben. Dem Einen von einem allmächtigen Gott, dem Anderen von der allmächtigen Weltenharmonie. Das Problem war, dass es nur einen Weltenherrscher geben kann, auf keinen Fall zwei, dies widerspricht grundsätzlich dem Weltherrschertum.

Da beide ihre Macht und Bestimmung als Naturgesetz ansahen, waren die Verhandlungen zum Scheitern verurteilt. Über Naturgesetze, wie die Geschwindigkeit der fallenden Regentropfen, den Auf- und Untergang der Sonne, den Lauf der Sterne oder über Weltenherrschaft sind schwerlich bzw. gar nicht Verhandlungen zu führen.

Die Gespräche über die von Menschen zum gegenseitigen Vorteil abzustimmenden Handelsbeziehungen verliefen wohlwollend, Frucht bringend und zur beidseitigen Zufriedenheit.

papstDie Verhandlungen über die Herrschaft der Welt wurden höflich als nicht lösbar verschoben bzw. abgebrochen.

Als Gastgeschenk überreichte die chinesische Delegation dem Päpstlichen Empfangskomitee neun Elefanten. Die Zahl neun stand für die neun kräftigen Söhne des windigen Drachenkönig, dem in der Chinesischen Mythologie eine wichtige Rolle zugewiesen ist.

Da es kompliziert, ja unmöglich, war neun große Elefanten zusätzlich zu den fünfzehn Delegierten mit ihren vielen Bediensteten, Konkubinen, Yung-Fu Daoisten etc. auf den sieben bereit gestellten Schiffen unterzubringen, wurden die Mönche des Kloster Sio Chong bei Lingshi in der Provinz Shanxi beauftragt, eine Lösung zu finden.

Kurz vor der Ausfahrt der Schiffe aus dem Seehafen Hangchow zu ihrer großen Reise über die vielen Meere, überreichten die Mönche des Klosters Sio Chong, der kaiserlichen Delegation, neun kleine erwachsene Bonsai-Elefanten beiderlei Geschlechts. Keines der Tiere war höher als 16 cm. Den Mönchen wurde für ihre Leistungen, für diese große Kunst der Kleinzucht, der ewige Schutz des chinesischen Kaisers zugesprochen, der so lange gilt wie die Sonne auf ihrem täglichen Weg von Horizont zu Horizont von der Harmonie des Yin und Yang begleitet wird.

Einer der führenden Mönche des Klosters siedelte später nach Japan über und begründete dort im Kloster Myken Vhu bei Gifu in Tarumi am Fuße des Berges Nogahaku-san die japanische Kunst der Kleinzucht. Sie überlebte dort bis in das 19. Jhd., als sie in China selbst schon lange vergessen und ausgestorben war. (siehe Museum der Unerhörten Dinge Berlin: Bonsai-Hirsche)

Die neun für den Papst bestimmten Bonsai-Elefanten kamen in einem Gehege von ungefähr 4 x 4 Meter auf einem der Schiffe bequem und artgerecht unter. Für die Betreuung der Bonsai-Elefanten waren vier Kloster-Novizen zuständig, die genügend Obst, Gras, Gemüse für ihre Schützlinge „gebunkert“ hatten.

schiffIn Rom wurden die Elefanten, nachdem sie feierlich in Empfang genommen wurden, dem „Päpstlichen Kardinal Sekretär für Gastgeschenke“ übergeben. Dem Papst wurde über das Geschenk ausführlich berichtet und dabei die Stelle der Bibel vorgelesen, in der Noah vor der Sintflut alle unsündigen Tiere auf die Arche einlud, darunter auch ein liebreizendes, keusches Elefantenpaar.

Bei dem Päpstlichen Empfang der chinesischen Gäste, bevor die Fachkardinäle die Verhandlungen übernahmen, bedankte sich der „Heilige Vater“ ausführlich bei der Chinesen-Delegation für die Bonsai-Elefanten, die von nun an unter seinem Göttlichen Schutz standen.

Die Tiere selbst wurden in einem der Päpstlichen Gärten untergebracht. Nach Plänen der chinesischen Kaiserlichen Elefanten-Betreuer errichtete man in einem der Päpstlichen Gärten ein Kleingebäude mit einen Freilaufgehege, das den Ansprüchen der Bonsai-Elefanten Genüge tat.

Nach der Abreise der Delegation erlahmte schnell das Interesse an den Mini-Elefanten. An keiner Stelle der Heiligen Schrift wurden Elefanten als Sympathieträger beschrieben, nie wurden sie mit Bischöfen, Märtyrern oder sonstigen Heiligen in Verbindung gebracht, so dass sie sich nicht zur gewinnbringenden Verehrung eigneten.

Knochenfunde aus den Katakomben konnten problemlos jedem beliebigen Heiligen zugeordnet werden. Als die Nachfrage nach diesen Heiligen zu groß wurde, alle Knochen anatomisch den bisher bekannten Heiligen zugeordnet waren, kreierte die „heilige Administration“ neue Heilige, zertifizierte neue Funde als authentisch und befriedigte damit die große Nachfrage nach erbauenden und Sünden tilgenden Reliquien. Das Ansehen und die Wirtschaftlichkeit des Päpstlichen Staates wuchs dadurch immer mehr, fast ins Unermessliche.

Die Elefanten oder deren Knochen waren für die Geschicke des Heiligen Stuhles nicht von besonderem Nutzen, sie verursachten nur Kosten. Da habe man sich ja „etwas ans Bein gebunden“ war eine nun häufig gehörte Floskel in den langen, geheimnisvollen, über alles verschwiegenen Gängen des Vatikans. Dazu kam, dass nunmehr nicht mehr nur die 9 ursprünglichen Bonsai-Elefanten, sondern inzwischen 17 dieser Sorte, das Gehege belebten. Wenn es so weiter ging, würde man sich bald um eine Herde, die den gesamten Päpstlichen Garten beansprucht, kümmern müssen?

Die Elefantenpflege, einige sprachen von einer Elefantenplage, wurde immer mehr vernachlässigt und die Berichte über die kleinen Elefanten vereinzelten sich, bis sie ganz verschwanden.

Ab nun gibt es keine gesicherten, verlässlichen Aussagen über den Verbleib der Bonsai-Elefanten. Durch vereinzelte Hinweise auf Gemälden, nebenbei-Erwähnung in Erzählungen oder durch verbriefte und zigmal umgeschriebene Dokumente, lässt sich der weitere Verbleib der Elefanten erahnen und nachvollziehend interpretieren.

wiegeZum Beispiel in Brixen, Süd-Tirol, Italien, im dortigen Diözesanmuseum, tauchten in der bis heute berühmten Krippensammlung immer wieder Klein-Elefanten auf, die sich in der Geburtsszene „Jesus in der Wiege“ unter dem Bettchen tummeln. Auf einem Gemälde aus dem Jahre 1645, in dem auch die imposanten Berge um Brixen verewigt sind, war der ca. 4 jährige Jesus zu sehen, wie er mit kleinen Elefanten in einer Waldlichtung spielt. Diese Abbildungen von Bonsai-Elefanten sind Anfang des 20. Jh. mit der Begründung „es kann nicht sein“ aussortiert worden. Heute gehen viele Elefantenhistoriker davon aus, dass die kleinen Berg-Elefanten in den warmen Wäldern von Südtirol ähnliche Bedingungen wie in den Bergen von Shanxi, aus denen sie abstammen, vorfanden.

Auffällig oft taucht das Motiv des kleinen Elefanten immer wieder in „Freien Reichs Unabhängigen Städten“ auf, die den neuen Glauben des Martin Luther ihr Eigen nannten. Verschwundene Hinweise finden sich in den Städten Ulm, Augsburg, Memmingen, Nürnberg, und später zuhauf in den Städten der Hanse.

Wie den Bonsai-Elefanten der Sprung vom Katholischen ins Evangelische gelang, ist bis heute weder geklärt noch nachvollziehbar oder vorstellbar.

In Berichten aus und über Hansestädte tauchen immer wieder Erzählungen auf, in denen Hinweise auf kleine Elefanten vorkommen. Aufgrund der Geschäftsgeheimnisse, auf die die Kaufleute zum Schutz ihrer Rendite großen Wert legten, sind nur versteckte Anspielungen erhalten. Die Kaufleute spekulierten, dass diese grauen kleinen abwaschbaren Kuscheltiere als lebendiges Kinderspielzeug ein großer Renner sein könnten. „In jedes Kinderzimmer gehört ein kleiner Elefant“ war eine der Losungen, die sich von Lübeck und Visby (Gotland) aus in der ganzen Hanse verbreitete. Die Tiere waren in Gefangenschaft nicht einfach zu halten und Kinder fühlten sich meist überfordert. Die später importierten Meerschweinchen aus Mittelamerika, die sich viel mehr und einfacher reproduzieren, weniger Pflege brauchen und schneller bei Tod durch Vernachlässigung ersetzt werden können, fanden sofortigen Eingang in die Kinderzimmer.

kaufmannVon einem Handelsmann aus der Hansestadt Salzwedel wird berichtet, dass er 65 Klein-Elefanten aussetzte, da sie ihm mehr Kosten als Gewinn einbrachten. Jäger beobachteten, dass Wölfe, Adler oder andere Raubtiere die kleinen grauen dicken Tiere verblüfft anschauten, aber nicht anrührten. Die Jäger vermuteten, dass diese invasive Tiergattung der einheimischen Tierwelt zu komisch und fremd vorkam und dadurch nicht in deren Speiseplan integriert wurde.

Während der Zeit der Deutschen Teilung wurde immer wieder intern von Mini-Elefanten berichtet, die die innerdeutschen Grenzbefestigungen illegal überschritten. Diese Berichte verschwanden in der DDR prinzipiell auf unterster Ebene, so dass keines dieser Vorkommnisse offiziell wurde. Die Meldungen wurden als Erscheinungen nach intensivem Wodka-Genuss bei Verbrüderungen mit der „siegreichen Armee der Sowjetunion“ abgetan.

Und nun sind diese Bonsai-Elefanten in Kröte.

Warum in Kröte!

Elefanten sind hochsensible Tiere, sie reagieren überaus feinfühlig und vorausschauend auf Umweltveränderungen. Bei der Kleinzucht der Elefanten wurden diese großen Empfindungen nicht proportional mit reduziert, sondern sie blieben in der gleichen Intensität, wie ein Konzentrat, erhalten, nun aber in einem viel viel kleineren Körpervolumen. Die Empfindlichkeiten von großen Elefanten zu Bonsai-Elefanten verhält sich ähnlich wie Fruchtsaft zu Sirup.

Die daraus folgende höchste Achtsamkeit schützt die Tiere und ermöglichte es ihnen, dass sie nun schon seit Jahrhunderten fast unbemerkt mitten unter uns leben können.

Diese hoch empfindsamen Bonsai-Elefanten spüren nun den zu erwartenden Klimawandel. Sie erahnen, dass der heutige aktuelle Wassermangel des Wendlands die Ankündigung einer unaufhaltsamen Flut ist. Sie spüren das Schmelzen der Pole, das Schwinden der Gletscher auf ihrer hyper-sensiblen Bonsai-Elefantenhaut.

Wenn die Norddeutsche Tiefebene dem heutigen Meer zugeschlagen ist, wird Kröte genau auf dem zukünftig 62 Meter höheren Meeresspiegel liegen. Die zu erwartende, vorausgesagte Lagune von Kröte wird für die Nachkommen der heutigen Bonsai-Elefanten eine ideale neue Elefanten-Heimat sein.

Die jetzigen Kröter Elefanten in Kröte werden als „die Urherde von Kröte“ in die Geschichte des weltweiten Klimawandel eingehen.

Kröte Pfingsten 2023

kroete