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bettlerTrainingsseminar bei Klein & Young, New York

Zu einem Film von Günter Eisenhardt

Klein & Young ist eine sehr gefragte, international agierende Agentur für Kreatives Management. Ihr Slogan hießt "Shape your mind and you shape the World" (Forme deinen Geist und du formst die Welt). Bei Klein & Young kann man nicht nur ein siebentägiges, kreatives Überlebenstraining in der Wildnis buchen, um die Grenzen seines Seins auszuloten, kennen zu lernen und zu stärken, man kann auch in einem Aufbaukurs mit dem Titel "Dienen ist Macht in Erniedrigung" fünf Tage als Bettler in New York leben.

Ausgehend von den Praktiken der buddhistischen Schule des Klosters Fun Kno Luh, in dem die Mönche sich lange Zeit als Bettelmönche bewähren müssen, um die Macht über sich und ihre Bedürfnisse zu erlernen, müssen Kursteilnehmer des Kurses bei Klein & Young Übungen der Unterordnung, der Demut, des Nichts-Seins vollziehen. Diese Kurse sind meist schon über Jahre hinaus im Voraus ausgebucht, sie gehören zu den teuersten, gelten aber auch als die effizientesten Kurse des gesamten Programms von Klein & Young.

Diese Erfahrung des fünftägigen nicht-aktiven Tuns der sonst so machtbewussten und immer präsent sein müssenden Führungskräfte der Top-Klasse und die viertägige, sich anschießende Erfahrungsauswertung führen bei den allermeisten Kursteilnehmern zu höchst effektivem Handeln und Denken. Die Durchsetzungsfähigkeit wird als besonders gesteigert beschrieben. Mit einer versteckten Kamera werden alle Kursteilnehmer von G. Eisenhardt gefilmt.

Dieses fünf Tage am Straßenrand Sitzen, Almosen erbettelnd, dem Wetter ausgesetzt, Hunde verscheuchend, nicht beachtet, lässt Spuren in jedem Teilnehmer zurück. Diese Zeit des erlebten "nichts mehr Seins" beunruhigt, verstört, v. a. in den ersten Tagen alle Kursteilnehmer.

Diese Unruhe ist die Basis des Lernens; zu lernen, dass in der Erniedrigung Macht steckt, die es zu wecken, zu erkennen gilt. Durch diese erniedrigende Nichtbeachtung Beachtung einzufordern, diese Kraft aufzubringen, das ist zu lernen. Dieses passive Sitzen, dieses nicht Handeln und das Agieren, das Tun den hin und hergehenden Personen zu über lassen und dadurch der wahre Herr des Geschehens zu werden, ist das Ziel des Kurses. Der am Straßenrand sich Kauernde ist der Herr des schlechten Gewissens. Die Scham der Vorübereilenden beherrscht er und kann damit sehr aktiv agieren. Es ist dieses am Straßenrand, im Staub Sitzen, dieses Ausgeliefertsein, das ihn lehrt, dass der, der sich erniedrigt, das Gewissen des anderen beherrscht, seine Moral besetzt und aus dieser Position der Macht mehr Einfluss hast, als der nur auf der Oberfläche formal Agierende. Gerade . wenn die anonymen Menschen ohne Beachtung an einem dieser Kursteilnehmer vorüber gehen oder ihm gar aggressiv begegnen, zeigt sich v. a. darin ihre Abwehr und ihr Ausgeliefertsein an den da Sitzenden. Diese Macht zu erlernen, das Gewissen, die Gefühle des anderen zu beherrschen und in ihnen zu agieren, ist das Ziel dieses Kurses.

Das Kloster Fun Kno Luh wollte, nachdem es von den Manager-Kursen gehört hatte, einen Gerichtsbeschluss zum Verbot der Ausübung dieser ihrer Techniken herbei führen. Sie begründeten ihr Anliegen damit, dass ihre Techniken nicht der Effizienz, nicht der Steigerung von Vermögen oder sonstiger weltlicher Güter gewidmet seien, sondern nur der inneren Erleuchtung und dem Erkennen von Buddha diene. Klein & Young argumentierte, dass es bei ihren Kursen ebenfalls nur und einzig und allein um die innere Erleuchtung des Menschen gehe, dass das Ziel ihrer Kurse die innere Freiheit der Teilnehmer sei. Was diese Menschen dann damit später machten, sei nicht ihrer, Klein & Youngs Verantwortung zuzuschreiben. Klein & Young gewann diesen Prozess.