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Über Paradiese

 

Wenn man aufpasst, hinschaut, begegnen einem überall Paradiese. Das Merkwürdige ist, dass es nur ein Paradies geben kann, es ist das Reich der Vollkommenheit, das Reich der Unbekümmertheit, es ist der Zustand vor dem Sündenfall, es ist der Sehnsuchtsort unserer Herkunft, dem Schoß nicht unähnlich. Wie es für jeden Menschen nur einen Schoß geben kann, so kann es auch nur einen Ursprung der Menschheit geben, das Leben im Paradies und die Vertreibung aus dem selbigen. Diese Vorstellung ist mit der Aufklärung abhanden gekommen. Das Paradies konnte nun vergemeinschaftet und demokratisiert werden. Heute gibt es das Paradies für jedermann, für jeden Geschmack. Es gibt Back-Paradiese, Kinder-Paradiese, Betten-Paradiese, Sex-Paradiese, sogar ein Windbeutel- Paradies. Es sind oft merkwürdige, manchmal armselig wirkende Paradiese. Diese Entdeckung der Demokratisierung des Paradieses, dessen Vervielfältigung, übte einen unwiderstehlichen Sog auf mich aus, so dass ich sie nicht nur fotografierte, sondern ihnen auch ab und an einen Besuch abstattete. Leider verließ ich diese Paradiese fast immer sehr enttäuscht.

Veröffentlicht u.a. in „Schrumpfungen“ Herausgegeben von Frithjof Hager, Springer Verlag.

 

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