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Knochen-Bilder

 

Bei einem Prag Aufenthalt erzählte mir ein Freund, Igor Klepper, von dem tschechischen Filmemacher Jan Švankmajers. Švankmajers hätte in einem Gebeinhaus im Stadtteil Sedlec von Kutná Hora einen Film gedreht, mit dem Titel „Kostnice“. In dem Kurzfilm seien die dort ausgestellten, drapierten Kochen von zig Tausenden Verstorbenen zu sehen und Stimmen einer Schulklasse zu hören, der eine Lehrerin verzweifelt versucht, das Gebeinhaus zu erklären. Igor meinte, dass ich unbedingt das Gebeinhaus besuchen müsse, es werde mir ganz bestimmt gefallen, so weit einem so etwas gefallen kann.

Ich fuhr, es war alles noch vor der Wende, mit den Fahrrad dort hin, und war fasziniert von der gotischen Kapelle, in der der Holzschnitzer František Rint 1870 im Auftrag des Fürsten Schwarzenberg Knochen von 10 000 Menschen unter anderem zu Girlanden drapiert hat, 2 Meter hoch Kelche aus Knochen zusammen stellte, Lüster, riesige Knochen-Kerzenständer anfertigte, Monstranzen, wie auch das Wappen der Fürstenfamilie selbst.

Das was mich faszinierte war, dass 1870 die Industrialisierung Europas ihren unaufhaltsamen Höhepunkt erreichte und dass, wie es scheint, der Tod, die menschlichen Knochen nicht mehr, wie zum Beispiel in der Kapuzinergruft in Rom, wie in der Alpenländischen Schädelmalerei oder bei den Katakombenheiligen, als Mittel zur Abschreckung, Demut, zur Erhöhung oder als sakrales Element eingesetzt wurden, sondern sehr profan fast wie Alltagsgegenstände, eben Lüster, Wappen, Kelche etc.

Die großformatigen Fotografien wurden in mehreren Austellungen gezeigt.

 

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